Bundesligafussball

Ilkay Gündogan – Das «belebende Element» ist zurück

Hamburg – Der Leidensweg der vergangenen Jahre hat Ilkay Gündogan geprägt. Statt große Ziele auszurufen, denkt der 25 Jahre alte Fußball-Nationalspieler nur noch in überschaubaren Etappen und genießt lieber den Moment.

«Es ist extrem schön, wieder hier zu sein», sagte der vom Verletzungspech verfolgte Profi nach seiner ersten Trainingseinheit mit der Nationalmannschaft.

Fast ein Jahr musste er darauf verzichten. «Ich kenne das Gefühl als Comebacker», bemerkte er mit einem gequälten Lächeln. Auch die langersehnte Rückkehr vor den anstehenden WM-Qualifikationsspielen gegen Tschechien und Nordirland hatte – irgendwie bezeichnend – mit einem Fehlstart begonnen. Ein grippaler Infekt verhinderte Gündogans Teilnahme an der ersten Übungseinheit in Hamburg. Aber das war nichts im Vergleich zu dem, was der Kandidat für die Nachfolge von Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld der DFB-Auswahl hinter sich hat.

Den WM-Triumph 2014 in Brasilien verpasste Gündogan wegen einer langwierigen Rückenverletzung. Und im Sommer fehlte er bei der EM in Frankreich wegen einer ausgekugelten Kniescheibe. Seit seinem Debüt im Nationaltrikot am 11. Oktober 2011 beim 3:1 in Düsseldorf gegen Belgien kamen nur weitere 15 Länderspiele hinzu.

«Mit Turnieren soll es bei mir nicht klappen», sagte Gündogan zu seiner Pechsträhne. Bei der EM 2012, als er ausnahmsweise nicht verletzt war, kam er keine Minute zum Einsatz. «Extrem bitter» sei die Zuschauerrolle bei den letzten Turnieren gewesen. Darum schätze er es jetzt noch mehr, wieder gesund zu sein und noch einmal auf höchstem Niveau Fußball spielen zu können.

Das tut er seit dieser Saison bei Manchester City in der für ihn stärksten Liga der Welt. «Die Premier League ist extrem fordernd – und Pep Guardiola auch», urteilt Gündogan nach der noch kurzen Zeit in England. Er fühle sich «sehr wohl» am neuen Arbeitsplatz.

Joachim Löw ist froh, dass Gündogan zurück ist. «Es bedeutet für uns eine Qualitätssteigerung, weil er ein Spieler ist, der mit seiner Technik, seiner Übersicht belebende Elemente in unsere Mannschaft bringt», sagte der Bundestrainer über die wertvolle Kreativkraft.

Gündogan könnte die Lücke schließen, die Schweinsteiger im Team hinterlassen hat, auch wenn die Qualitäten der beiden Fußballer nicht deckungsgleich sind. Die Aufgabe reizt den Kandidaten: «Ich würde mich extrem freuen, wenn meine Karriere so verläuft wie die von Bastian Schweinsteiger.» Der abgetretene Kapitän wurde immerhin Weltmeister und gewann mit dem FC Bayern die Champions League. «Ich will mein Spiel spielen, das nicht unbedingt das Gleiche ist wie das von Basti», sagte er zum Vergleich mit Schweinsteiger.

Bis zum nächsten Turnier 2018 in Russland mag der 16-malige Nationalspieler angesichts seiner Vorgeschichte lieber «noch nicht denken», wie er am Donnerstag auf dem DFB-Pressepodium berichtete. «Ich bin froh, weiterhin auf allerhöchstem Niveau Fußball spielen zu können», betonte er stattdessen. «Ich habe versucht, nie den Glauben zu verlieren», äußerte er über die langen Phasen im Krankenstand.

«Man leidet ein bisschen mit ihm», bekannte Oliver Bierhoff. Der Teammanager weiß wie Bundestrainer Löw, dass Gündogan mit seiner Spielintelligenz und seiner sozialen Kompetenz sehr wertvoll sein kann. «Ilkay hat enormes Potenzial. Er ist ein unglaublich wichtiger Spieler auf Grund seiner technischen Qualitäten. Er ist auch reif für sein Alter», äußerte Bierhoff. In England soll sich der Reifeprozess fortsetzen. «Auslandsaufenthalte machen immer noch ein bisschen erfahrener und ruhiger», meinte Bierhoff: «Wir sind froh, dass Ilkay wieder hier ist.»

Fotocredits: Daniel Bockwoldt
(dpa)

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