Bundesligafussball

Wo bleibt die EM-Euphorie?

Die Fanmeilen sind halbwegs leer, Autokorsos gibt es nicht und Deutschland-Fahnen sind auch kaum zu sehen: Die Begeisterung für die Fußball Europameisterschaft in Frankreich ist so gering wie lange nicht. Aber liegt das nur an den Terrorwarnungen, den Hooligans oder an der aktuellen Stimmung im Land?


Wer bereits vor vielen Monaten seine Tickets für die EM ergattern konnte, freute sich lange Zeit auf ein spannendes Turnier. Mittlerweile sieht diese Freude anders aus. An ihrer Stelle steht nun vor allem Angst beziehungsweise wenig „Schland-Feeling“. Die einen fürchten einen Terroranschlag, die anderen vermissen die große Deutschland-Euphorie. Viele Public Viewing-Plätze werden nicht einmal halbvoll. Kurz vor Anpfiff findet man in fast allen Kneipen und Biergärten noch einen Platz. Das war mal anders!

Die Berliner Fanmeile war besonders zu Beginn der Europameisterschaft so klein, dass man ihr den Spitznamen „Fanmeilchen“ gab. Zudem vielen immer häufiger Gäste auf, die den Hitlergruß zeigten. Solche Bilder passen ebenso wenig zu einem Sommermärchen wie die randalierenden russischen und englischen Hooligans auf Frankreichs Straßen. Gewalt und Fremdenfeindlichkeit scheinen Überhand zu nehmen und die EM-Stimmung zu trüben.

Doch gibt es da einen weiteren Aspekt der die Stimmung vorerst noch im Zaum hält: das schlechte Wetter in und um Deutschland. Zudem war das Turnier spielerisch unterdurchschnittlich. Hinzu kommen dann eben Terrorwarnungen. Die wirken definitiv hemmend.

Trotzdem: Wo sind all die Fahnen und hupenden Autos hin? Das gemeinschaftliche „Schland-Gefühl“ wird vermisst. Liegt es nur am Terror und an den Hooligans? Ausschließlich definitiv nicht. Deutschland scheint vielmehr Fußball-müde zu sein.

Außerdem wirken die Löw-Stars wenig nahbar und unemotional. Früher weinte ein Michael Ballack und Youngstars wie damals “Schweini und Poldi“ wollte man einmal knuddeln. Heute sind die erwachsen geworden: Der eine ist an den Schläfen ergraut, der andere sitzt auf der Bank. Namen wie Hector, Tah, Can oder Kimmich sind dem durchschnittlichen EM-Publikum unbekannt und so kam es eben wie es ist: Ruhe im Land. Keiner hupt und niemand hisst die Fahne…